Franz "Wolferl" Wolfsecker / Josef "Pepi" Klugmayer

Über zwei sehr berühmte Musiker der Hoch- und Deutschmeister unter Carl Michael Ziehrer, geschrieben von Mag. Raimund Sulz

Franz Wolfsecker - der berühmte Deutschmeistertambour (26. August 1869, † 14. August 1952)

In der Zeit Carl Michael Ziehrers bei den Hoch- und Deutschmeistern gab es einen kleinen Tambour (Trommler) namens Franz „Wolferl“ Wolfsecker, der bald als echtes Wiener „Original“ berühmt geworden ist, und an den auch heute noch eine Gedenktafel erinnert.[1] Wolfsecker vollführte, während er an der Trommel wirbelte, als Erster kunstvolle Jongliertricks mit seinen Trommelschlägern. Er warf die Schläger in die Luft, fing sie wieder und begeisterte so das Publikum vollends und kann somit als diesbezüglicher Pionier bezeichnet werden, da dies heute mittlerweile als Showeinlage üblich ist.[2] Er wurde dadurch, wie es in Zeitungsberichten heißt, ein „Original Wiener Typus“.[3] Um ihn ranken sich mehrere humoristische Anekdoten: Einmal wurde er bei der täglich stattfindenden Wachablöse in der Hofburg dafür gerügt, dass er das Trommelspiel „ganz reglementswidrig“ handhabe. Er wurde dafür zu sieben Tagen Kerkerhaft verurteilt, ist sie aber nie angetreten, da er beispielsweise am ersten Tag zum Spielen mit der Knopfharmonika zu Kronprinz Rudolf gerufen wurde. Auch an den anderen Tagen ließ ihn ein Hochadeliger zu sich rufen, sodass er keine Strafe büßen musste. Eines Tages wurde die Hofburg hermetisch abgeriegelt, wodurch die zahlreiche Zuhörerschar - wie sonst üblich - nicht teilnehmen konnte. Was war geschehen? Erzherzog Wilhelm, der zu dieser Zeit Inhaber des Wiener Hausregiments Nr. 4 „Hoch- und Deutschmeister“ gewesen ist, hatte Kaiser Franz Joseph I. über die besonderen Künste dieses Trommlers erzählt, was Franz Joseph zum Anlass nahm, der nächsten Burgmusik mit den Hoch- und Deutschmeistern persönlich beizuwohnen. Wolfsecker zeigte seine Kunst tadellos und sein „reglementswidriges Verhalten“ wurde seither toleriert. Insgesamt 15 Jahre lang diente Wolfsecker als Musiker bei der Hoch- und Deutschmeisterkapelle, bevor er seinen Dienst im Militär beendete und in das Innenministerium wechselte. Er war nunmehr eine Wiener Berühmtheit geworden[4] und C. M. Ziehrer nahm ihn, seinen alten Kameraden aus Deutschmeisterzeiten, in seine Privatkapelle auf.[5]

 

[1] Hedwig Abraham, Franz Wolfsecker. In: Gedenktafeln in Wien, online unter: http://www.viennatouristguide.at/Gedenktafeln/pers/W/wolfsecker_3.htm (26.4.2023).

[2] Franz Wolfsecker. In: Wien Geschichte-Wiki, hg. von Wiener Stadt- und Landesarchiv (MA 8) und Wienbibliothek im Rathaus (MA 9), letzte Änderung am 5. November 2022 um 13:59 Uhr, online unter: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/index.php?title=Franz_Wolfsecker&oldid=366266 (26.4.2023).

[3] Der Tambour vom vierten Regiment. „Wolferls“ sechszigster Geburtstag. In: Illustrierte Kronenzeitung, Jg. 30, Nr. 10.628 (24. August 1929) 6, online unter: http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=krz&datum=19290824&seite=6 (26.4.2023).

[4] Emil Bader, „Wolferl“. Der Tambour vom vierten Regiment. In: Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), Jg. 57, Nr. 325 (27. November 1923) 6f., online unter http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwg&datum=19231127&seite=6 (26.4.2023).

[5] Vom heutigen Hofballmusikdirektor. Erinnerungen seines „kleinen Tambours“. In: Neues Wiener Tagblatt, Jg. 47, Nr. 114 (27. April 1913) 15, online unter: http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwg&datum=19130427&seite=15 (26.4.2023).

Josef Klugmayer - der letzte Regimentstambour (14. Juli 1869, † 9. September 1931)

Josef "Pepi" Klugmayer wurde am 14. Juli 1869 geboren und stand zum Zeitpunkt seines Todes im 63. Lebensjahr.[1] „Pepi“ wurde in seiner Zeit bei den Hoch- und Deutschmeistern zu einer Wiener Legende, zu denen er als vierzehnjähriger Musikeleve[2] 1883 einrückte. Er spielte unter Kapellmeister C.M. Ziehrer zunächst Flügelhorn und brachte es dann unter dessen Nachfolger Wilhelm Wacek bis zum Regimentstambour (1894). Besonders als Wienerlied-Sänger wurde er bekannt:

„Eine Spezialität der Deutschmeisterkapelle war deren Schrammelquartett, das zwei ‚Winseln‘ (Geigen), ein Maurerklavier (Harmonika) und eine ‚Klampfen‘ (Guitarre) umfaßte. Klugmayer sang dazu Wiener Lieder voll Lustigkeit und Humor, wie bespielsweise ‚Der schönste Mann von Wien‘ und ‚Der Deutschmeisterschorschl über die Kält’n‘, […] Lieder, die er gar häufig vor dem Kronprinzen, vor dem Regimentsinhaber Erzherzog W i l h e l m oder vor Erzherzog Karl L u d w i g in Villa Wartholz in Reichenau zum Vortrag bringen mußte. […].“[3]

Die Liebe Klugmayers zum Wiener Lied hielt ihn auch nicht davon ab, diese „lustigen Heurigen-Märsche“ auch bei offiziellen militärischen Anlässen mit der Kapelle zu intonieren:

„Im Jahre 1897 hatte er einmal die Deutschmeister auf die Burgwache begleitet und das zweite Wiener Hausregiment, die 84er, die abgelöst worden waren, mit Musikbegleitung in die Kaserne zurückgeführt. Beim Marsch über den Graben ließ er von der Kapelle das so populär gewesene Wiener Lied „Die Stadt der Lieder“ spielen. „Servus Pepi!“ tönte es ihm von den Grabenfiakern entgegen, von denen doch auch die meisten bei den Deutschmeistern gedient haben. „Hoch Pepi!“ riefen die Stammgäste der Wachablösung, die täglich beim „Burgmurrer“ dabei waren. Während die Kapelle das Lied spielte, sangen alle den Text mit; es war ein Hallo von wienerischer Art. Aber dem Tambour schlug das schlecht an. Er wurde beim Regimentsrapport angeschnauzt, ob er denn glaube, daß eine Wachablöse ein Heurigenspaß wäre. Wegen unmilitärischen Benehmens wurde er zu drei Tagen Zimmerarrest verdonnert. Aber die Strafe stand nur auf dem Papier, denn die Kapelle brauchte – es war gerade Fasching – ihren Regimentstambour bei der Tanzmusik.“[4]

 

[1] Der Regimentstambour der Deutschmeister, Pepi Klugmayer †. In: Tiroler Anzeiger, Jg. 24, Nr. 207 (10.9.1931) 12, online unter: http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tan&datum=19310910&seite=5 (26.4.2023).

[2] Eine spezifisch österreichische Form der „Militärmusikschule“. Siehe dazu: Militärmusikfreunde (Hg.), Die Glanzzeit der österreichischen Militärmusik, online unter: https://www.militaermusikfreunde.at/geschichte/allgemeines/die-glanzzeit-der-oesterreichischen-militaermusik (26.4.2023).

[3] Emil Bader, Der letzte Tambourstab der „Hoch und Spleni“. Aus den Erinnerungen des „feschen Pepi“. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ, Jg. 57, Nr. 343 (16. Dezember 1923) 10, online unter: http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwg&datum=19231216&seite=10 (26.4.2023).

[4] Emil Bader, Der letzte Tambourstab der „Hoch und Spleni“. Aus den Erinnerungen des „feschen Pepi“. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ, Jg. 57, Nr. 343 (16. Dezember 1923) 10, online unter: http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwg&datum=19231216&seite=10 (26.4.2023).

[5] Pepi Klugmayer †. Der letzte Regimentstambour der Deutschmeister. In: Kleine Volks-Zeitung, Jg. 77, Nr. 249 (10. September 1931) 4, online unter: http://anno.onb.ac.at/cgicontent/anno?aid=kvz&datum=19310910&seite=4  (26.4.2023).

 

Foto: Ronacher-Revue "Wien gib acht" - 1923 (Privatbesitz - Mag. Raimund Sulz)